Serie: Die Unbezwingbare – Geschichte Ayutthayas. Folge 6
Über vier Jahrhunderte hatte Ayutthaya Belagerungen, Kriege und Thronwechsel überstanden. Das Reich hatte sich behauptet gegen rivalisierende Königreiche, gegen europäische Mächte und innere Spannungen. Doch im Jahr 1767 fiel die Stadt; vollständig, unwiderruflich und mit Folgen, die weit über Siam hinausreichten.
Eine neue Bedrohung: Die Konbaung-Dynastie
Mitte des 18. Jahrhunderts war in Myanmar eine neue Herrscherdynastie angetreten: die Konbaung-Linie. Ihr König Hsinbyushin strebte nach Vorherrschaft in der ganzen Region. Wie schon seine Vorgänger aus der Taungoo-Zeit verstand er sich als Chakravartin, als legitimer Herrscher über die buddhistische Welt Südostasiens.
Nach der Eroberung von Lan Na wandte sich sein Blick erneut Ayutthaya zu. Doch diesmal ging es nicht mehr um Vasallentreue oder Kriegsbeute. Hsinbyushin wollte die alte Rivalin ganz vernichten als politische Macht und religiöse Autorität.
Die Belagerung von 1766–67
Zu diesem Zeitpunkt war Siam bereits innerlich erschüttert. Am Hof kämpften Fraktionen gegeneinander. Das Militär war zersplittert, schlecht organisiert und kaum modernisiert. Als birmanische Truppen im Jahr 1766 vor den Mauern Ayutthayas erschienen, war das Reich nicht mehr verteidigungsbereit.

Viele Buddha-Statuen wurden zerstört oder enthauptet. Bis heute prägen ihre Überreste das Bild der Ruinenstadt.
Die Belagerung zog sich über Monate. Die Angreifer setzten moderne Taktiken ein, bauten Belagerungsmaschinen, unterbrachen die Nachschubwege. Innerhalb der Stadt begannen Hunger, Krankheit und Panik. Am 7. April 1767 fiel Ayutthaya.
Es folgte eine große Zerstörung. Paläste und Tempel wurden niedergebrannt, Kunstwerke geplündert, Schriften zerstört. Tausende starben, Zehntausende wurden verschleppt. Die Hauptstadt wurde nicht besetzt, sie wurde ausgelöscht.
Das Ende eines Reiches

Mit dem Fall der Stadt endete das Königreich Ayutthaya. Der zentrale Verwaltungsapparat war zerschlagen, die Hauptstadt verwüstet. Die religiöse Elite floh in ländliche Klöster, Provinzfürsten versuchten sich zu verselbstständigen. Für kurze Zeit herrschte Chaos.
Doch das Machtvakuum blieb nicht bestehen. Der General Taksin formierte in Thon Buri neue Truppen, sicherte sich Verbündete und errichtete ein neues Königtum. Die politische Einheit wurde wiederhergestellt, aber nicht mehr in Ayutthaya, sondern zunächst in Thon Buri und später in Bangkok.
Erinnerung und Nachleben
Heute zeugen die Ruinen von Ayutthaya von der Zerstörung: verkohlte Fundamentsteine, zerbrochene Buddha-Statuen, leere Höfe. Der Untergang der Stadt wurde zum Symbol nationaler Verwundbarkeit – aber auch des Neuanfangs: Spätere Herrscher beriefen sich auf Ayutthayas Erbe, um neue Legitimität zu begründen.

Zum Weiterlesen
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- Chris Baker & Pasuk Phongpaichit: A History of Ayutthaya. Cambridge University Press, 2017 – Standardwerk zur Geschichte des Reiches.*
- Volker Grabowsky: Kleine Geschichte Thailands, 2010– Deutsches Standardwerk zum schnellen Einstieg.*
Bildnachweis
Titel: Ayutthaya – enthauptete Buddha-Figuren.
Alles eigene Bilder oder gemeinfrei.