Konflikte um Monopol und Gewalt – Die East India Company zwischen Asien und England 1680–1698

Als sich die East India Company gegen Ende des 17. Jahrhunderts ihrem hundertjähriges Bestehen näherte, stand sie vor einer doppelten Herausforderung. In Asien weitete sie ihre Handelsaktivitäten aus und geriet immer stärker in Konflikte mit lokalen Herrschern. In England wurde ihr Monopol infrage gestellt, und die Auseinandersetzungen um die Zukunft des Unternehmens erreichten das Parlament.

Diese Jahre markieren eine Übergangszeit: Die Gesellschaft begann, den Einsatz von Gewalt in ihre Kalkulationen einzubeziehen, während sie zugleich um ihre rechtliche Existenz rang.

Karte von Frederick de Wit, 1675

Handelsräume in Asien

In den 1680er Jahren hatte die Company ein Netz von Faktoreien aufgebaut. Madras an der Koromandelküste und Bombay, das sie von der Krone als Besitz übernommen hatte, entwickelten sich zu zentralen Stützpunkten. Sie dienten dem Handel, boten aber auch Möglichkeiten zur Befestigung. Der Wettbewerb mit den Niederländern, die im Gewürzhandel dominierten, lenkte die Engländer stärker auf Textilien, Indigo und später Tee.

Vor allem die Beziehungen zu den Mogulprovinzen Bengalen und Gujarat gewannen an Gewicht. Dort entstand ein bedeutender Markt für Baumwollstoffe, die in Europa hohe Gewinne versprachen. Gleichzeitig blieb die politische Lage unsicher. Streit um Zölle, Zollfreiheit und den Einsatz bewaffneter Begleitungen führte regelmäßig zu Spannungen mit den Behörden des Mogulreichs.

Der Einsatz von Gewalt

Schlacht von Hugli

1686 versuchte die Company, ihre Position mit Waffengewalt auszubauen. Schiffe griffen den Hafen von Hugli in Bengalen an, um Handelsprivilegien durchzusetzen. Der Angriff war schlecht vorbereitet und endete in einer Niederlage. Der Mogulhof reagierte mit Härte, ließ englische Faktoreien schließen und Händler verhaften.

Dieses Vorgehen machte deutlich, dass die Company bereit war, militärische Mittel einzusetzen, auch wenn die Ressourcen dafür kaum ausreichten. Der Schritt blieb riskant und zeigte die wachsende Durchlässigkeit zwischen Handel und Herrschaft.

Streit in London

Während die Agenten in Asien um ihre Stellung kämpften, verschärfte sich in England die Kritik am Monopol. Kaufleute, die von den Gewinnen ausgeschlossen waren, forderten Zugang zum Handel. Nach der Glorious Revolution gewann das Parlament an Gewicht, und die Frage nach der Legitimation der Company wurde Teil breiterer wirtschaftspolitischer Diskussionen.

1698 beschloss das Parlament die Gründung einer zweiten Ostindischen Gesellschaft. Diese „New Company“ erhielt ebenfalls ein königliches Privileg. Investoren mussten sich nun entscheiden, welcher Gesellschaft sie ihr Kapital anvertrauten. Die alte Company verfügte über Strukturen und Erfahrung, war aber durch Rückschläge in Asien geschwächt. Die neue Gesellschaft versprach Aufbruch, musste jedoch erst Netzwerke aufbauen. Über mehrere Jahre existierten beide parallel, was die englische Präsenz in Asien schwächte.


Zum Weiterlesen

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Bildnachweis

Titel: Das englische Fort von Bombay, von Philip Baldaeus, 1672.
Karte: Wikimedia Commons, Danckerts, Theodore.
Schlacht von Hugli: Wikimedia Commons, Hugo Refachinho.
Alles weiteren Bilder gemeinfrei.

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