Die East India Company im Indischen Ozean 1660–1680

König Karl II. (1630-1685)

Als König Karl II. 1660 nach der Restauration die Herrschaft übernahm, veränderte sich das politische Klima auch für die East India Company. Aus einem Zusammenschluss von Kaufleuten, der oft um sein Überleben gekämpft hatte, wurde ein Unternehmen mit wachsenden institutionellen Strukturen und zunehmender politischer Bedeutung. Der Handel blieb Kern der Tätigkeit, doch Verwaltung, Finanzen und Einfluss in London traten stärker in den Vordergrund.

Die Monarchie betrachtete die Company zunehmend als wichtigen Partner. Königliche Patente sicherten ihr Monopol und verliehen ihr den Charakter einer privilegierten Gesellschaft. Gleichzeitig achtete das Parlament darauf, dass der Handel für das Königreich Vorteile brachte. In dieser Balance fand die Company ein Fundament, das sie in den Jahrzehnten zuvor kaum besessen hatte.

Für Investoren in London schuf das Vertrauen in königliche Garantien einen Anreiz, Kapital bereitzustellen. Damit wuchs die Fähigkeit, größere Flotten auszurüsten und ein verlässlicheres Handelsnetz zu unterhalten.

Strukturwandel in London

Mit dem Kapitalzufluss wandelte sich die innere Organisation. Der Hof der Direktoren erhielt mehr Kompetenzen, Verwaltungsabläufe wurden standardisiert, und die Korrespondenz mit den Faktoreien in Asien nahm einen geregelteren Charakter an.

Die Company entwickelte sich zu einer Art Frühform moderner Aktiengesellschaft. Beteiligungen wurden nicht mehr nur für eine einzelne Fahrt, sondern langfristig gezeichnet. Diese Veränderung schuf mehr Kontinuität und machte die Gesellschaft für einen größeren Kreis von Investoren attraktiv.

Ausbau der Präsenz in Indien

Red Dragon, die 1612 an der Schlacht von Swally teilnahm

In Asien nutzte die Company die neuen finanziellen Mittel, um ihre Niederlassungen zu stärken. Madras entwickelte sich zu einem wichtigen Handelsplatz für Textilien. In Surat und Hugli bauten die Agenten die Kontakte zu Händlern und Mogulbeamten aus.

Dieser Ausbau knüpfte an frühere Erfolge an. Schon die Seeschlacht von Swally (1612) hatte gezeigt, dass englische Kriegsschiffe den portugiesischen überlegen waren. Diese maritime Stärke bildete nun das Fundament für den systematischen Ausbau der Handelsposten.

Die Engländer strebten weniger nach spektakulären Eroberungen, sondern nach stabilen Handelsbeziehungen. Dieses vorsichtige Vorgehen erleichterte es, in das regionale Wirtschaftsgefüge eingebunden zu werden, ohne sofort als Bedrohung zu gelten.

Konkurrenz bleibt eine Herausforderung

Trotz der Fortschritte blieb die Lage angespannt. Die Niederländer hielten ihr engmaschiges Netz im malaiischen Archipel und verhinderten den Zugang zu den ertragreichen Gewürzinseln. Die Portugiesen waren zwar geschwächt, doch Goa und andere Stützpunkte existierten weiterhin.

Für die East India Company bedeutete das: Baumwollstoffe und später auch indisches Salzpeter wurden zentrale Handelsgüter. In diesen Bereichen ließ sich Gewinn erzielen, während der Gewürzhandel blockiert blieb.

London als Machtzentrum

Die Veränderungen in Asien waren eng mit Entwicklungen in London verbunden. Die City wurde zum Ort, an dem über Flotten, Preise und Personal entschieden wurde. Der Austausch zwischen Direktoren, Investoren und Politikern nahm zu. Immer stärker war die Company in Finanzmärkte und staatliche Kreditpolitik eingebunden.

Damit wuchs ihr Gewicht über den reinen Handel hinaus. Sie wurde ein Akteur, der sowohl auf den Märkten des Indischen Ozeans als auch im politischen Gefüge Englands Einfluss besaß.

Panorama London, 1616

Ein Unternehmen auf festeren Füßen

Bis 1680 hatte sich die East India Company zu einer stabilen Institution mit verlässlicher Struktur entwickelt. Ihre experimentelle Phase lag hinter ihr. Der Handel blieb zwar abhängig von wechselnden politischen Bedingungen und von der Konkurrenz, doch die Company hatte eine gefestigte Position erreicht. Die Grundlage für den Übergang zu einer dauerhaften Präsenz in Asien war gelegt.

Die kommenden Jahrzehnte sollten zeigen, wie eng Handel, Politik und militärische Macht künftig miteinander verflochten sein würden.


Zum Weiterlesen

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Bildnachweis

Titel: Schlacht von Swally, Gravur.

Alle Bilder gemeinfrei.

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