Herkunft und Ausbildung
Subhas Chandra Bose wurde 1897 in Cuttack im heutigen Odisha geboren. Seine Familie war wohlhabend, sein Vater war ein angesehener Anwalt. Nach dem Besuch der Presidency School in Kalkutta studierte Bose Philosophie am Scottish Church College. Er schloss das Studium 1918 ab und setzte es in England fort. Dort bestand er 1920 die Prüfung für den Indian Civil Service. Er lehnte jedoch eine Laufbahn im kolonialen Dienst ab und kehrte nach Indien zurück, um sich der nationalistischen Bewegung anzuschließen.
Konflikte mit Gandhi und der Kongressführung

Bose war Mitglied der Indischen Nationalkongresspartei, doch seine Haltung unterschied sich deutlich von der Gandhis. Während Gandhi auf gewaltfreien Widerstand setzte, befürwortete Bose eine aktivere Konfrontation mit den Kolonialherren. 1938 wurde er zum Präsidenten des Kongresses gewählt, trat aber bereits 1939 zurück, da seine Vorstellungen von einer entschlossenen antikolonialen Front von der Parteiführung nicht mitgetragen wurden.
Die Suche nach internationalen Bündnissen
Nach seinem Rücktritt reiste Bose zunächst in die Sowjetunion, fand dort jedoch keine Unterstützung. Über Afghanistan gelangte er schließlich nach Italien und Deutschland. In Berlin gründete er das Free India Centre und die Indische Legion, eine Einheit indischer Kriegsgefangener, die unter deutscher Führung ausgebildet wurde. Ziel war es, Indien im Falle eines deutschen Angriffs auf das britische Empire zu befreien. Die Verbindung mit dem NS-Regime blieb in Indien umstritten.

Der Aufbau der Indian National Army (INA)
1943 reiste Bose mit einem U-Boot nach Südostasien. Dort übernahm er die Führung der Indian National Army (INA), die unter japanischer Oberhoheit stand und aus Kriegsgefangenen sowie indischen Auswanderern bestand. Bose rief eine provisorische Regierung im Exil aus und verlegte deren Sitz nach Singapur. Die INA nahm an militärischen Operationen in Burma und im Nordosten Indiens teil, konnte jedoch keinen nachhaltigen Erfolg erzielen.
Tod und Wirkung
Im August 1945 stürzte ein Flugzeug mit Bose an Bord in Taiwan ab. Die Umstände seines Todes sind bis heute nicht abschließend geklärt. Für viele blieb er ein Symbol des radikalen Widerstands gegen den Kolonialismus. In der indischen Geschichtsschreibung wird Bose häufig als Gegenspieler Gandhis dargestellt, doch beide verfolgten dasselbe Ziel mit unterschiedlichen Mitteln.
Sein Vermächtnis ist vor allem ideeller Natur. Die INA war militärisch unbedeutend, doch ihr Einsatz führte zu einer breiteren Diskussion über Loyalität, nationale Identität und das Ende der kolonialen Ordnung. In den Jahren nach dem Krieg wurde die britische Position in Indien zunehmend unhaltbar, auch durch Prozesse gegen ehemalige INA-Offiziere, die große öffentliche Solidarität erfuhren.

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Tilmann Remme (2008): Pakt mit dem Teufel – Chandra Boses Kampf um Indiens Unabhängigkeit.* (Film)
Jan Kuhlmann (2012): Subhas Chandra Bose und die Indienpolitik der Achsenmächte.*
Bildnachweis
Titel: Chandra Bose in Deutschland.
Alle Bilder eigene Aufnahmen oder gemeinfrei.
